Ausgabe 03/2018

Geisteswissenschaften digital

Die Digitalisierung macht auch vor den Geisteswissenschaften nicht halt. Digital können große Mengen an Texten, Bildern und anderen digitalen Objekten verarbeitet werden. Mit neuen Analysemethoden können etwa Literaturwissenschaftler mehr Literatur erforschen, als es allein durch Lesen möglich wäre. »Wir können etwa 4000 Bücher in unserem Leben lesen – das bedeutet, dass jeder von uns eigentlich zu wenig Bücher kennt«, sagt der Literaturwissenschaftler und Computerphilologe Fotis Jannidis.

Digitalisierung der Geisteswissenschaften heißt: Forschungsmethoden müssen angepasst oder neu entwickelt, geeignete technische Infrastrukturen aufgebaut werden. Ebenso wichtig ist der Faktor Mensch: Die Forscher benötigen neue Fähigkeiten im Umgang mit digitalen Methoden, müssen Erfahrungen sammeln und austauschen können und brauchen Unterstützung von Experten. Das EU-geförderte Projekt DESIR (DARIAH ERIC Sustainability Refined) will den Wissensaustausch in den digitalen Geisteswissenschaften verbessern, Expertengruppen aufbauen und durch eine nachhaltige Infrastruktur unterstützen. Die beteiligten Wissenschaftler wollen dabei auch untersuchen, wie der digitale Wandel in den Geisteswissenschaften nachhaltig implementiert werden kann. DESIR ist ein Teilprojekt von DARIAH, einer europäischen Initiative, die Geisteswissenschaftler dabei unterstützt, digitale Werkzeuge und Methoden zu nutzen.

Ein Baustein von DESIR ist die Interaktion mit Digitalisierungsexperten. Wissenschaftler des L3S tragen dazu ihr Fachwissen in den Bereichen Web-Suche sowie kollaboratives Wissensmanagement bei. Zusammen mit der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen hat das L3S einen CodeSprint organisiert, bei dem über 30 Teilnehmer aus ganz Europa drei Tage lang zusammen programmiert und ganz praktische Erfahrungen im Umgang mit Software und digitalen Methoden gesammelt haben. Das Ergebnis sind mehrere Anwendungen, beispielsweise um die Figurenkonstellation im Drama zu visualisieren.

Vorgestellte Projekte
Kontakt

Prof. Dr. Robert Jäschke

L3S-Mitglied Robert Jäschke ist seit 2017 Professor am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin und leitet dort das Fachgebiet Information Processing and Analytics.