Ausgabe 03/2019

KI-Qualifikation: Fit für die Zukunft

Künstliche Intelligenz wird die Produktion grundlegend verändern - nicht nur technische Systeme und die zugehörigen Prozesse, sondern auch das Berufsfeld von Ingenieuren und Technikern. Jemand muss die intelligenten Systeme schließlich entwickeln, anpassen, anwenden oder warten können. Aber noch gibt es in kleinen und mittleren Unternehmen kaum Mitarbeiter, die sich damit auskennen. Mehrere Studien belegen, dass in der deutschen Wirtschaft fehlendes Know-how und fehlende Fachkräfte die Implementierung von KI-Lösungen ausbremsen - und so die Wettbewerbsfähigkeit bedrohen.

Das L3S schafft seit 2018 Abhilfe mit dem KI-Qualifizierungsprogramm Applied Machine Learning Academy (AMA), einem gemeinsamen Projekt mit dem Institut für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen (IFW) der Leibniz Universität Hannover. Die Kurse und Veranstaltungen von AMA haben weit über 500 Interessenten aus mehr als 200 Unternehmen erreicht. Nun folgt mit HAISEM-Lab ein weiteres Qualifizierungsprojekt, das auf dem Kursangebot und der technischen Infrastruktur von AMA aufbaut. Bei HAISEM-Lab geht es nicht nur um erforderliche Kompetenzen auf dem Gebiet der KI-Methoden, sondern auch um Hardware-basierte KI. Die Entwicklung von KI-Anwendungen auf Hardware stellt die systematische Software-Entwicklung vor neue Herausforderungen. Ein Beispiel: Wie sieht adäquates Software-Engineering aus, wenn ein Teil des Verhaltens eines Programms erlernt ist (und bekanntlich auch Fehler macht)? Und welche Spezial-Hardware kann eingesetzt werden, um KI-Anwendungen effizienter zu machen und das Anwendungsspektrum zu erweitern? Hier besteht zusätzlicher Forschungs- und Qualifizierungsbedarf, etwa zu Fragen der Wechselwirkung zwischen KI-Modellauswahl, Techniken der Software-Entwicklung und der Umsetzung auf Spezial-Hardware.

HAISEM-Lab bietet ab 2020 Kurse zu Konzepten und Methoden der KI, des maschinellen Lernens, der Software-Entwicklung und der Hardware-Architekturen an. Ein interdisziplinäres Team bereitet die Qualifizierungsinhalte vor und entwickelt sie bedarfsgerecht weiter. Die Kurse versetzen die Teilnehmer in die Lage, ihr KI-Wissen an neue Herausforderungen im Arbeitsumfeld anzupassen.

KI-Trainer für KMU

Und noch ein Angebot unterstützt den Mittelstand bei Fragen zur künstlichen Intelligenz: Drei KI-Trainer des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums Hannover gehen in die Unternehmen und bieten Informationsgespräche und Schulungen an. Sie geben kostenlos und unabhängig einen ersten Überblick über künstliche Intelligenz und wollen sowohl Fach- als auch Führungskräften die Scheu vor dem Thema nehmen. Zum fehlenden Fachwissen kommt nämlich noch ein weitere Hürde: die Herausforderung, im eigenen Unternehmen Bereiche zu identifizieren, die vom Einsatz von KI-Methoden profitieren können. Mit Vorträgen, Roadshows, Firmengesprächen und Schulungen unterstützt das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Hannover kleine und mittlere Unternehmen, um über die Potentiale der künstlichen Intelligenz zu informieren, Beschäftigte zum Themenbereich zu qualifizieren und vor Ort konkrete KI-Projekte anzustoßen.

Hinter dem Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum stehen das Produktionstechnische Zentrum (PZH) der Leibniz Universität Hannover und das Institut für Integrierte Produktion Hannover (IPH). Zur Stärkung der KI-Expertise wurde das Forschungszentrum L3S als Partner aufgenommen.

Vorgestellte Projekte
Kontakt
Dr. Sergej Zerr

Sergej Zerr ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am L3S und Leiter der Applied Machine Learning Academy.