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Ausgabe: 02/2019

So kommt KI in die Unternehmen

Künstliche Intelligenz (KI) ist in aller Munde. Ihr Potential wird aber in der Industrie noch nicht richtig ausgeschöpft. Dabei gilt KI als Schlüsseltechnologie, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben. Vor allem im Mittelstand fehlt es an Einstiegspunkten in die Technologie, an Fachkompetenz und an passenden Geschäftsmodellen. Zusätzlich gibt es Bedenken hinsichtlich Datenhoheit und Geheimhaltung. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie rief Anfang 2019 den Innovationswettbewerb  „Künstliche Intelligenz als Treiber für volkswirtschaftlich relevante Ökosysteme“ aus, um das Innovationsgeschehen im Bereich der KI zu befeuern. Das L3S und das Institut für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen (IFW) der Leibniz Universität Hannover (LUH) haben sich mit einem Konsortium aus Wissenschaft und Wirtschaft erfolgreich daran beteiligt. Der Beitrag IIP-Ecosphere: Next Level Ecosphere for Intelligent Industrial Production wurde als eines der aussichtsreichsten Konzepte im Wettbewerb für die Umsetzung ausgewählt. Die insgesamt neunzehn Konsortialpartner werden gemeinsam ein Ökosystem für die intelligente Produktion aufbauen. Neben der LUH als Konsortialführer sind die Universitäten in Hildesheim, Nürnberg und Koblenz beteiligt, namhafte produzierende Unternehmen wie VolkswagenSiemens und Sennheiser, Maschinenhersteller wie DMG Mori, KI-Anbieter wie Salt and Pepper, Bitmotec und RapidMiner sowie Multiplikatoren wie die Deutsche Messe. Weitere 57 Partner sind assoziiert.

Die Vision von IIP-Ecosphere: ein Innovationssprung im Bereich der Selbstoptimierung der Produktion. Der Aufbau eines Ökosystems, das Forschung, Anbieter, Anwender, Dienstleister und Multiplikatoren im Bereich der intelligenten Produktion zusammenführt, soll bestehende Hemmnisse aus dem Weg räumen und Unternehmen in die Lage versetzen, KI-Methoden erfolgreich anzuwenden und weiterzuentwickeln. Das Ziel: höhere Produktivität, Flexibilität, Robustheit und Effizienz - und damit der Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie.

IIP-Ecosphere soll den Einstieg in effektive KI-Lösungen insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) erleichtern und beschleunigen. Zugleich sollen Aufwand und Risiko bei der Umsetzung sinken – unter anderem durch die Entwicklung hin zu KI-Standardkomponenten. Beispielhaft werden vier Demonstratoren innovative KI-Lösungen in Produktivumgebungen implementieren. Im Projektverlauf definierte zusätzliche Demonstratoren bieten weiteren Unternehmen Beteiligungsmöglichkeiten. Die Demonstratoren sollen nicht nur belastbare Vorgehensweisen zur Umsetzung für andere Unternehmen aufzeigen, sondern auch das wirtschaftliche Potential der eingesetzten Lösungen.

Was soll IIP-Ecosphere den Unternehmen konkret bringen? Produzierende Unternehmen, denen der Mehrwert von KI noch unklar ist, erhalten herstellerunabhängig Zugang zu einem KI-Lösungskatalog, Best Practices und exemplarischen Lösungen für die intelligente Produktion sowie zu innovativen Forschungsergebnissen. Maschinen- und Anlagenherstellern bietet IIP-Ecosphere neue Lösungen für den Datenaustausch, um ihr Produkt durch rückgespeiste Daten zu verbessern und innovative Dienstleistungen zu entwickeln. Ein besonders niedrigschwelliges Angebot ist das Experimentierfeld: Kleinere Unternehmen können dort eigene Experimente mit Daten und KI-Technologien durchführen.

IIP-Ecosphere lebt von Kooperation und Dialog. Der Austausch über Erkenntnisse, Anforderungen, Hemmnisse, Erfahrungen und Best Practices ist ein entscheidendes Erfolgskriterium für das Funktionieren des Ökosystems. Daher haben Stakeholder die Möglichkeit, sich in IIP-Ecosphere  einzubringen – zum Beispiel in Arbeitskreise zu Themen wie Schnittstellen, Plattformen oder Geschäftsmodelle. Auf regionaler Ebene werden sich Akteure der Innovationsförderung zum Thema „KI für die intelligente Produktion“ zu Regional Innovation Hubs (RIH) vernetzen, um Technologietransfer, Innovationen und Unternehmensgründungen durch gemeinsame Aktivitäten voranzubringen. Die ersten RIH werden in der Region Hannover und in Nürnberg mit einer Vielzahl an Partnern aufgebaut.

Durch die schnelle und konsequente Umsetzung von IIP-Ecosphere besteht nicht nur die Chance, innovative KI-Lösungen in der Produktion schneller einzusetzen, sondern auch international verbindliche Standards zu schaffen. Dies stärkt die Position deutscher Unternehmen als Service-Anbieter, Maschinen- oder Systemlieferanten. Zudem profitieren hiesige Unternehmen als erstes von Produktivitätssteigerungen durch den Einsatz von KI.

Im Januar 2020 beginnen die Partner mit der Umsetzung. Herauskommen soll ein lebendiges und wachsendes Ökosystem der intelligenten Produktion, das den Beteiligten dauerhaft Mehrwerte bietet und von einer aktiven Gemeinschaft getragen und gestaltet wird.

Vorgestellte Projekte
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Portrait Claudia Niederée
Dr. Claudia Niederée

Claudia Niederée leitet das Projekt IIP-Ecosphere. Sie ist Forschungsgruppenleiterin und Geschäftsführerin des L3S.