
Im Mittelpunkt des Leibniz KI-Labors steht die Möglichkeit, mit herausragenden Wissenschaftlern aus aller Welt zusammenzuarbeiten. Seit Beginn des Zukunftslabors waren bereits mehrere Professoren zu Gast in Hannover und haben ihren Teil zur Forschung beigetragen und neue Impulse gegeben. Aktuell sind Prof. Niloy Ganguly vom Indischen Institut für Technologie in Kharagpur und Prof. Prasenjit Mitra von der Pennsylvania State University in Hannover, bis vor Kurzem war auch Prof. Manolis Koubarakis von der Nationalen und Kapodistrias-Universität Athen zu Gast. Sophie Boneß hat mit ihnen über das Leibniz KI-Labor, ihre Forschungsfelder und das Leben in Deutschland gesprochen.
Start-ups werden darauf trainiert, ihre Idee in einem sogenannten „Elevator-Pitch“ wiedergeben zu können. Können Sie Ihre Forschung auch kurz und knapp beschreiben?
Niloy Ganguly: Ich erforsche den Einsatz von Deep Learning und Netzwerktechniken zur Entwicklung genauer und fairer Vorhersage- und Empfehlungstechniken und entwickle Pre-Training-Methoden zum Aufbau vertrauenswürdiger KI-Systeme.
Manolis Koubarakis: Ich habe immer im Bereich der künstlichen Intelligenz gearbeitet. Derzeit arbeite ich an Wissensgraphen mit dem Schwerpunkt auf räumlichen und zeitlichen Daten. Seit mehr als einem Jahrzehnt leitet meine Gruppe europäische und nationale Projekte an den Grenzen von künstlicher Intelligenz und Fernerkundung.
Prasenjit Mitra: In meiner Forschung konzentriere ich mich auf Data Mining, prädiktive und kausale Modellierung mit Anwendungen in der medizinischen Informatik. Schon bevor ich zum Leibniz KI-Labor kam, habe ich mich mit KI in der Medizin beschäftigt.
Warum sind Sie Teil des Leibniz KI-Labors geworden?
Mitra: Das Leibniz-Labor für Künstliche Intelligenz ist ein renommiertes Labor, eines der drei Internationalen Zukunftslabore in Deutschland, mit der Fähigkeit und dem Auftrag, Spitzenforschung zu betreiben und die dafür notwendigen Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Hier arbeiten Spitzenforscher gemeinsam mit der MHH, einer der besten Uni-Kliniken in Deutschland, das wiederum zu den am weitesten entwickelten Ländern der Welt zählt. Auch aus persönlicher Sicht wollte ich in Deutschland leben und Europa erleben, und meine Tochter studiert hier.
Ganguly: Mir gefiel die Idee, KI für die Präzisionsmedizin einzusetzen. Außerdem war die Möglichkeit mit klugen und sachkundigen Forschern aus der ganzen Welt zusammenzuarbeiten verlockend.
Koubarakis: Prof. Nejdl und ich haben schon vor langer Zeit gemeinsam an Peer-to-Peer-Systemen gearbeitet. Seitdem verfolge ich die Arbeit des L3S, und als ich vom Leibniz KI-Labor gehört habe, habe ich mich um eine Gastprofessur beworben.
Welche Weisheit würden Sie an (zukünftige) Doktoranden weitergeben?
Mitra: Ich würde sagen: Betreiben Sie Forschung, weil sie einen großen Einfluss auf ein reales Problem hat, und nicht nur, um etwas Ausgefallenes zu machen. Folgen Sie Ihren Träumen. Arbeiten Sie an etwas, das Ihnen wirklich am Herzen liegt. Die Datenverarbeitung ist wie ein Schweizer Taschenmesser. Ein Multi-Tool, das buchstäblich in jedem Bereich eingesetzt werden kann. Ich habe schon in Geografie, Geologie, Anthropologie, Kunst, Chemie, Umweltwissenschaften, Medizin, Sportanalytik, Computerlinguistik, Tierschutz und einigen anderen Bereichen gearbeitet. Wählen Sie eine Anwendung, die Ihnen am Herzen liegt, und dann wird die Arbeit zu einem Hobby und macht Spaß. Arbeiten Sie hart und aufrichtig mit Integrität und seien Sie freundlich zu anderen, denen Sie in Ihrem Beruf begegnen.
Ganguly: Mein Rat ist simpel: Eigenen Sie sich so viel Wissen wie möglich an. Lesen Sie viele Forschungsarbeiten und hören Sie sich viele Vorträge an.
Koubarakis: Finden Sie mit Hilfe Ihres Mentors frühzeitig ein Thema für Ihre Promotion. Lassen Sie sich nicht von der Anzahl der Publikationen überwältigen, die jeden Tag veröffentlicht werden, insbesondere bei Trendthemen wie KI. Hinterfragen Sie die Ideen, die Sie in den von Ihnen gelesenen Arbeiten finden, indem Sie sich zwei Fragen stellen: "Löst die Arbeit, die ich gerade lese, tatsächlich das Problem, das sie zu lösen vorgibt? Wenn ja, gibt es eine bessere Lösung?".
Was gefällt Ihnen am besten am Leben und Arbeiten in Deutschland?
Koubarakis: Ich mochte die freundliche, internationale und kollegiale Atmosphäre beim L3S. Ich habe es genossen, in Hannover zu leben, da die Stadt genau die richtige Größe hat. Sie ist nicht zu klein und nicht zu groß, sehr zivilisiert mit vielen Grünflächen und sehr freundlichen Menschen.
Ganguly: Ja, das stimmt. Alle sind wirklich sehr freundlich und kollegial.
Mitra: Ja, das Klischee, dass Deutsche eher unfreundlich sind, kann ich überhaupt nicht bestätigen. Sowohl bei der Arbeit also auch überall sonst waren alle immer freundlich. Ich schätze auch die ganze Kultur, Geschichte, Architektur und Natur - zum ersten Mal seit 26 Jahren besitze ich kein Auto mehr!
DIE FRAGEN STELLTE:
Sophie Boneß
Mitarbeiterin für Kommunikation, betreut u. a. das Leibniz KI-Labor.
Sophie.Boness@L3S.de