Fast eine Million Pflanzen- und Tierarten sind vom Aussterben bedroht – schätzt das World Biodiversity Council. Genaue Statistiken fehlen, weshalb die Situation noch schlimmer sein könnte. Das L3S ist an einem Projekt beteiligt, das die Datengrundlage durch die Auswertung von Artikeln in wissenschaftlichen Zeitschriften verbessern will. Für „Digispezies: Digitalisierung von Aufzeichnungen über das Vorkommen von Pflanzen- und Tierarten zur Dokumentation des Ausmaßes des Biodiversitätsverlustes“ hat die Leibniz Universität Hannover (LUH) jetzt eine Förderzusage über 785.800 Euro vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur erhalten. Die Finanzierung stammt aus dem „Niedersächsischen Vorab“ der VolkswagenStiftung.
Das Projekt arbeitet interdisziplinär: Neben Prof. Dr. Wolfgang Nejdl (L3S) und Prof. Dr. Sören Auer (L3S und TIB Leibniz-Informationszentrum für Wissenschaft und Technik) gehört Prof. Dr. Hansjörg Küster (Institut für Geobotanik) zu den Antragstellern. Das Institut für Geobotanik der LUH beherbergt eine der weltweit größten historischen Sammlungen von Artenvorkommen seit dem 19. Jahrhundert. Dazu gehört die umfangreiche Sammlung von Vorkommensnachweisen aus dem Nachlass des deutschen Botanikers und Pflanzensoziologen Reinhold Tüxen. Diese umfasst unter anderem rund 100.000 gedruckte Artikel mit Millionen von Datenpunkten der Pflanzenverbreitung, hauptsächlich aus Niedersachsen und angrenzenden Gebieten.
Solche wissenschaftlichen Artikel will das Projektteam digitalisieren und Tabellen extrahieren, die das Pflanzenartenvorkommen an verschiedenen Orten und zu unterschiedlichen Zeitpunkten dokumentieren. Diese Datensätze können dann mit anderen Datensätzen kombiniert werden, die zum Beispiel vom Bundesamt für Naturschutz über die Verbreitung von Arten zur Verfügung gestellt werden. „Die Extraktion und Interpretation der Vielfalt von Tabellen, die in solchen Artikeln enthalten sind, sind eine große Herausforderung. Außerdem muss das geobotanische Vokabular abgeglichen werden, das sich über die Jahre geändert hat“, erklärt Prof. Dr. Wolfgang Nejdl vom Forschungszentrum L3S. Die extrahierten Daten sollen als Wissensgraphen für weiterführende Forschung zur Verfügung gestellt werden. „Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität in Niedersachsen und Deutschland“, so Nejdl.